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Geschichte um den 1. Weltkrieg | Stawizny w 1. swětowej wójnje

In den 1. Weltkrieg mußte auch Michael Delan (1889-1941) aus Dürrwicknitz ziehen. Das Bild zeigt ihn mit seiner Schwester Maria (ca. 1918).

Der 1. Weltkrieg im Spiegel der Gemeindechronik Dürrwicknitz

Im August 1914 trat Deutschland an der Seite von Österreich-Ungarn in den 1.Weltkrieg ein. In den königlich-sächsischen Regimentern, Schwadronen und Batterien diente manch sorbischer Soldat oder Unteroffizier. Auch sie erbrachten ihren spezifischen Blutzoll  beim sinnlosen und grausamen Sterben an den Fronten im Osten und Westen Europas.

Zeitzeugen gibt es heute nicht mehr und so ist das schlimme Geschehen vor 100 Jahren aus dem Bewusstsein der Generationen von heute gerückt. Aber alles, was in den Folgejahrzehnten in Europa geschah, selbst das aktuelle Geschehen in der Ukraine und vor allem in Nahost, resultiert mit aus dem großen Weltbrand von einst. Die Trauer um die Gefallenen und Verstümmelten war im Vergleich zu den Jahrhunderten zuvor zwar erheblicher wegen der größeren Zahl der Betroffenen, doch mit der Ausnahme Ostpreußen spielte sich der Krieg auf fremden Territorium ab. Sucht man heute die Kriegerdenkmale in den sorbischen Gemeinden auf, ist nicht ein deutscher Ortsname verzeichnet, es sei denn, der "Held" von damals verschied im Heimatlazarett. Von den rund 13 Millionen deutschen Soldaten fiel jeder sechste an der Front. Liest man die Tafeln in Crostwitz, stimmt diese Angabe auch bezüglich der Opfer, die das kleine Dürrwicknitz nach Kriegsende zu verzeichnen hatte. Als im April 1914 in der Wohnung vom Gemeindevorstand Michael Sauer der Gemeinderat tagte, gab es im Ort überhaupt nur 11 stimmberechtigte Bewohner (Frauen besaßen noch kein Wahlrecht!). Einziger Beschluss des Tages war die Leistung einer Garantiesumme von 20 RM für die Förderung des Autoverkehrs zwischen Bautzen und Kamenz. Vom nahenden Krieg keine Spur, auch nicht in der Sitzung vom 28.05.1914: da wurde die Hundesteuer auf 3 RM festgelegt und das Entrichten von 50 Pfennig für das Stattfinden einer öffentlichen Tanzveranstaltung.

Anders im September des ersten Kriegsjahres. Da beantragten die Wirtschaftsbesitzer Jakob Weidlich und Nikolaus Bedrich sowie der Gutsbesitzer Jakob Schmole (eingezogen zum Kriegsdienst) eine finanzielle Familienunterstützung. Am 3.März 1915 bestätigte der Rat die Rechnungslegung für 1914, ein Heiduschke wollte diesmal eine Unterstützung wegen Verschuldung, die ihm allerdings das Gremium nicht glaubte. Er wollte wohl zum Eigennutz den Umstand, dass Krieg war, ausnutzen. Der Tagesordnungspunkt 3 hingegen hatte schon eher mit dem Krieg zu tun. Eine Haustürsammlung in Dürrwicknitz erbrachte 25 RM und 50 Pfennig. Das war dem Rat wohl zu unpatriotisch und er legte aus der Gemeindekasse 14 RM und 50 Pfennig dazu. Somit wurden am Folgetag in der Königlichen Amts-hauptmannschaft zu Kamenz je 20 RM für das Rote Kreuz und für die Kriegshilfe gezeichnet.

Mitte Dezember 1918 erfolgte eine nächste erwähnenswerte Ratssitzung , die mit den Folgen des Krieges wenig Berührung hatte. Elf von zwölf Wahlberechtigten stellten sich ein und wählten den Gutsbesitzer Jakob Schmole für die Zeit vom 01.12.1919 bis zum 31.12.1924 zum Gemeindevorstand. Mit je nur einer Stimme unterlagen die Mitbewerber Michael Heiduschke und Michael Tretschke deutlich. Der Krieg war mit der Niederlage des kaiserlichen Deutschlands zu Ende gegangen. Zwei Dürrwicknitzer  hatten im Schützengraben ihr Leben verloren: Mikławs Bedrich am 10.03.1916 und Jurij Brühl am 23.09.1916. Von den Verwundeten und zeitlebens Versehrten ist in der Chronik nicht die Rede, auch nicht von Hungersnot  wie in den Städten.  Nur 20 Jahre später sollte ein noch größeres Sterben und Leiden einsetzen. Werden die Menschen jemals  die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen?  

 

Autor: Helmut Schippel

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